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Messer

Einleitung
Das Messer ist eines der ältesten Werkzeuge des Menschen. Vielleicht rührt daher die große Faszination, die es ausübt, und die es neben seinen eigentlichen Funktionen als Werkzeug und Waffe auch zum Schmuckstück, zum Statussymbol / Rangabzeichen und zum Sammelobjekt gemacht haben.

Entsprechend den verschiedenen Einsatzbereichen der Messer gibt es auch sehr voneinander verschiedene Messertypen, jeweils mit Vor- und Nachteilen.
Die folgende Info beschäftigt sich nur mit den Aspekten des Messers, die für outdoorer von Interesse sind. Sie kann umfangbedingt viele Punkte nur anreißen. Wer mehr wissen möchte, sei auf die Literatur im Anhang hingewiesen.

Feststehende Messer vs. Klappmesser
Bei einem feststehenden Messer mündet das Klingenende in den Griff und bildet mit diesem eine feste Einheit. Entsprechend stabil sind feststehende Messer grundsätzlich.
Ihr Einsatzbereich reicht vom einfachen Schneiden über das Aufbrechen von Wild bzw. Filettieren von Fisch bis hin zum Haumesser vom Typ Machete oder Holzspaltmesser, der genaue Einsatzbereich ergibt sich auch aus der Klingenform (siehe dort).
Die Stabilität der feststehenden Messer rührt von der festen Verbindung Klinge / Heft her. Diese Verbindung kann auf verschiedene Arten gebildet werden: die stabilste Verbindung ergibt sich bei der „Integral"-verarbeitung, d.h. Klinge und Griff des Messers werden aus einem Stück Stahl herausgearbeitet. Das ist sehr kompliziert, teuer, schwer und daher selten.
Sehr ähnlich, aber deutlich einfacher herzustellen ist die „Flacherl"-verarbeitung, bei der das Griffmaterial ähnlich schmal wie die Klinge sich bis zum Griffende durchzieht, auf den Griff werden Griffschalen aufgenietet. (Erl = Verlängerung der Klinge im Heft).
Bei guter Ausführung ausreichend stabil sind Messer mit „Runderl", bei denen sich der Stahl hinter der Klinge in eine Art Stange verjüngt, die bis zum Griffende führt und dort verschraubt oder gekropft ist. Hier ist der Übergang Klinge / Stange ein möglicher Bruchpunkt, bei einfachen Verarbeitungen kann sich eventuell auch das Heft vom Erl lockern.
Nicht in unserem Programm finden Sie Messer mit „Kurzerl". Dieser ist nur ein Stück in das Messerheft hineingesteckt, manchmal zur Tarnung mit einer funktionslosen Zierschraube am Griffende versehen - hier können sich Heft und Klinge leicht voneinander lösen.
Feststehende Messer haben eine Klingenlänge von ca. 8 cm an aufwärts, 10 cm ist die optimale Länge für ein Gebrauchsmesser, ab einer Klingenlänge von 15 cm wird ein Messer für den outdoorer zu unhandlich (Spezialfälle wie Macheten ausgenommen).
Aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts werden feststehende Messer in einer Scheide aus Leder oder Kunststoff am Gürtel getragen.

Klapp- oder Taschenmesser haben für den Normal-outdoorer mehrere Vorteile: durch den Klappmechanismus sind sie nur halb so groß bei Nichtgebrauch, sie sind dadurch kompakt und einfach zu tragen; sie können unauffällig immer mitgeführt werden; die Schneide und die Spitze des Messers sind bei Nichtgebrauch im Griff untergebracht, der Benutzer ist vor versehentlicher Verletzung geschützt; es können in einem Klappmesser mehrere Klingen oder Werkzeuge untergebracht werden.
Die Nachteile der Klappmesser demgegenüber: der Klappmechanismus ist sehr aufwendig, die Verbindung ist nicht so massiv-stabil wie eine feste, ein Klappmesser ist daher wirklich ausschließlich ein Schneide-instrument (mögliche Zusatzwerkzeuge einmal außer Acht gelassen); wenn es keine Klingensicherung hat, ist ein Klappmesser verletzungsgefährdend durch mögliches unabsichtliches Zuklappen bei Benutzung; ein Klappmesser hat keinen Handschutz; vor Benutzung muß ein Klappmesser erst relativ umständlich geöffnet werden - Einhandmesser sind zwar leicht zu öffnen, dies erfordert aber Übung; Klappmesser sind schließlich auch aufwendiger zu reinigen.
Die Palette der Klappmesser reicht vom einfachen Messer mit einer Klinge bis hin zu den bekannten „Werkzeugkästen im Taschenformat" aus der Schweiz.
Zu beachten ist: je mehr zusätzliche Teile an einem Klappmesser untergebracht sind, desto schwerer und unhandlicher wird es. Ab einer gewissen Größe werden auch Klappmesser zweckmäßiger im Etui am Gürtel als in der Hosentasche getragen.

Als ein Spezialfall der Klappmesser können die Multifunktions-Werkzeuge oder tools angesehen werden, die in aller Regel auch wenigstens eine Messerklinge aufweisen. Das Hauptaugenmerk liegt bei diesen tools aber bei den Werkzeugfunktionen, insbesondere der Zange.

Die Frage ob ein feststehendes Messer oder ein Klappmesser vorzuziehen sei muß jeder Anwender für seinen speziellen Einsatz selber beantworten. Besitzer von feststehenden Messern generell und von Klappmessern mit einer Klingenlänge von mehr als 8 cm sollten sich bei Auslands- und Flugreisen nach den speziellen gesetzlichen Bestimmungen im Zielland und bei den Fluggesellschaften erkundigen ! Vorsichtshalber sollten Sie keine Messer im Handgepäck transportieren !

 

Klingenform
Grundsätzlich kann man mit einem Messer schneiden, stechen oder schlagen.
Kein Messer ist für alle Anwendungen gleich gut geeignet - entsprechend gibt es Messer mit jeweils speziell besonders geeigneten Klingenformen.
Unterscheiden läßt sich die Breite der Klinge, die Länge, eine gerade oder hochgebogene Klinge, eine glatte oder gesägte Schneidefläche und die Form der Spitze.
Outdoor-Messer sollen für möglichst alle anfallenden Schneidearbeiten geeignet sein. Sie haben daher eine glatte, gerade Schneide von ca. 7 - 11 cm Länge, eine Klingenbreite, die auch das Schmieren von Butterbroten erlaubt, und eine leicht über der Klingenmitte liegende Spitze.(Drop-Point oder mäßige Bowie-Form).
Für ein allround-Messer ist eine keilförmige Klinge mit einem Schnittwinkel von 30 Grad ausreichend. Soll häufig sehr scharf und nicht tief geschnitten werden, kann ein Hohlschliff von Vorteil sein. Ein Messer, mit dem auch geschlagen wird (beispielsweise für Holzspäne beim Feuermachen oder als Machete) hat eine längere Klinge (ab etwa 15 cm), diese ist dicker gearbeitet, hat dadurch und durch eine breitere Klingenspitze mehr Masse vor allem im vorderen Bereich. Ein Wellenschliff der Klinge verbessert die Schneideeigenschaften bei zähem Schneidgut (z.B. bei Tauen), verkompliziert aber das Nachschärfen.

Klingenstahl
Der Klingenstahl ist das Herz des Messers, seine Qualität bestimmt die Gebrauchstüchtigkeit eines Messers entscheidend.
Stahl ist eine Eisenlegierung. Das wichtigste Legierungselement ist Kohlenstoff ( C ), von ihm hängt die Härtbarkeit des Stahls ab. Sein Anteil darf 0,5% nicht unterschreiten, andererseits 2% nicht überschreiten, da sonst der Stahl zu spröde wird. Mangan ( Mn ) macht den Stahl fester und besser schmiedbar. Chrom ( Cr ) erhöht ebenfalls die Festigkeit des Stahls, macht ihn durch die Bildung von Chromkarbiden abriebfester und es macht ihn korrosionsresistenter. Ab ca. 12% Cr-Anteil gilt ein Stahl als „stainless" oder „rostfrei", eine Quelle für Mißverständnisse. Besser wäre eigentlich „rostbeständig", da ein Eisenwerkstoff nie absolut korrosionsfrei sein kann ! (s. auch: „Pflege"). Molybdän ( Mo ) steigert die Schneid- und Dauerbeständigkeit des Stahls, besonders in Verbindung mit Vanadium ( V ). Wolfram ( W ) schließlich steigert die Festigkeit, erhöht die Härte und Schnitt-haltigkeit wesentlich.
In welchem Verhältnis die genannten Legierungselemente in einem Stahl enthalten sind, und wie demnach seine zu erwartenden Eigenschaften sind, können Sie der Bezeichnung des Stahls entnehmen. Je nach der Norm, der diese Bezeichnung folgt, sind die Anteile verschlüsselt und mehr oder weniger kompliziert angegeben. Umfangreiche Tabellen der verschiedenen Legierungs-Bezeichungen und der Aufschlüsselungen der Legierungsanteile finden technisch Interessierte in der Fachliteratur (s. Anhang).
Je nach Hersteller sind die Legierungen so gewählt, daß bestimmte Vorteile besonders betont werden.
Manche Hersteller stellen nur die Eigenschaften in den Vordergrund und verschleiern die Legierungen, indem sie den Stahl z.B. „Chirugenstahl" (Fa. Gerber) nennen - eine technisch nichtssagende Bezeichnung, die aber die ausgezeichneten Eigenschaften einer geheimen Stahllegierung beschreiben soll.
Je härter ein Stahl ist, desto länger bleibt eine angeschliffene Schärfe erhalten (Schnitthaltigkeit) - andererseits wird der Stahl mit zunehmender Härte spröder und bruchanfälliger. Die Härte eines Stahls wird in Rockwell-Graden (HRC) angegeben. Für die Messung wird ein Diamantkegel mit einem definierten Druck auf das Material gesetzt und die Eindringtiefe bestimmt.
Für Allround-Messer ist eine gewisse Materialelastizität wichtiger als sehr hohe Schnitthaltigkeit, ihr Stahl hat Rockwell-Härten von 54 - 56, bei speziellen Schneide-messern liegt die Härte bei 57 - 61 HRC.
Um gute Gebrauchsmesser mit beiden Eigenschaften zu bekommen, also Elasti-zität und Schnitthaltigkeit, gibt es aus Skandinavien „Dreilagenstahl"-Messer, bei denen in Sandwich-Bauweise eine Lage sehr harter und daher spröder Stahl (bis 64 HRC) zwischen zwei Lagen aus geschmeidigem, weicherem Stahl gearbeitet wurde.

Messerheft
kann je nach Geschmack aus natürlichen Materialien wie Horn oder Holz oder aus z.B. Kraton bestehen. Wichtig: das Messer muß jederzeit gut in der Hand liegen. Fingermulden schränken eventuell die möglichen Handhaltungen ein. Bei Naturmaterialien muß auch der Griff gepflegt werden.

Messerpflege
Das Messer ist ein Gebrauchsgegenstand. Damit es optimal benutzt werden kann und lange hält, muß es gepflegt werden. Dazu gehört vor allem, daß das Messer scharf gehalten wird !
Immer optimal scharfe Messer reduzieren auch das Unfallrisiko beim Umgang: wer den Umgang mit stumpfen Messern gewohnt ist, wendet beim Schneiden Kraft auf. Rutscht man dabei ab, oder gerät einmal unerwartet an ein scharfes Messer, ist das Messer schnell einmal da, wo es nicht hin sollte.
Nicht jedes Messer muß „rasiermesser-scharf" sein - abgestimmt auf das Schnittgut aber eben so, daß keine Kraft zum Schneiden notwenig ist.
Je schärfer das Messer, desto filigraner die äußerste Kante der Schneide. Diese Kante wird beim Schneiden verbogen, kann aber durch „Abziehen" an Abziehstahl oder Lederriemen wieder gerichtet werden.
Erst wenn die Kante dauerhaft beschädigt oder verloren ist, muß „geschärft" werden. Häufiges Abziehen erspart also materialraubendes Schärfen.
Beim Schärfen wird an den Seiten der Schneide Material solange weggenommen, bis der Schneidewinkel wieder hergestellt ist.
Geschärft werden Messerklingen am besten auf einem flachen Schleifstein. Die Klinge muß beim Schärfen stets den gleichen Winkel zum Schärfstein beibehalten: zwischen 100 für eine sehr scharfe aber empfindliche Schneide und 200 für eine hinreichend scharfe, unempfindlichere Schneide. Schärfmittel, die mit z.B. Keramikstäben arbeiten, sind für eine Auffrischung der Schneide ausreichend, für eine wirkliche Schärfung nehmen sie zuwenig Material ab.
Halten Sie Ihr Messer immer sauber, reinigen Sie es nach Gebrauch sorgfältig und ölen Sie es leicht mit einem nichtharzenden Öl ein (z.B. Ballistol).
Klappmesser - Verriegelungen spülen Sie sorgfältig mit sehr heißem Wasser aus, grobe Verschmutzungen und Flusen können Sie mit Zahnstochern entfernen, ölen Sie beim Klappmesser nach dem Trocknen die Federn leicht ein. Besonders Fruchtsäuren und Salzwasser sind sehr aggressiv, spülen Sie Ihr Messer nach Kontakt bitte mit Süßwasser. Denken Sie daran: auch nach DIN-Norm „rostfreier" Stahl ist nicht 100% korrosionsbeständig !
Gute Messer gehören auf keinen Fall in eine Spülmaschine!

Noch ein paar Tips aus der Praxis:
- sichern Sie Ihr Messer gegen Verlust mit einer Messerkette oder einer Schnur, ausreichend lang, um es nutzen zu können.
- wenn Sie häufig sowohl grobe Arbeiten wie auch feine Arbeiten mit dem Messer machen wollen: tun Sie es den Samen oder Trappern nach, und nehmen Sie zwei spezielle Messer mit !

Literatur
Rausch, Wolfgang: Das Messer - Waffe und Werkzeug. Stuttgart: Motorbuch Verlag 1995


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