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Blaseninfo

Info "Blasenprävention und -behandlung"

Blasen sind der Alptraum eines jeden Wanderers und Trekkers.
Blasen haben schon so manche Tour zerstört, sie haben manchen Wander-Novizen dazu gebracht, sich vor Wanderungen panisch zu fürchten oder sie in Zukunft sogar phobisch zu meiden.

Es gibt glückliche Fußtouristen, die noch nie mit Blasen zu tun hatten, und es gibt die Vielzahl der Normal-Wanderer, die wenigstens ab und zu mit Blasen zu tun haben.

Bis auf die wenigen Glücklichen, die Blasen nur vom Hörensagen kennen, kann jeder, der zu Fuß unterwegs ist, Probleme mit Blasen bekommen, übrigens auch im Alltagsleben zu Hause.

Wir möchten Ihnen mit diesem Info helfen, dass Sie Blasen entweder so gut es geht vermeiden können:
Wenn es Sie getroffen hat, sollten Sie wissen, was Sie tun können, um Ihre Tour dennoch ohne grössere Probleme zuende führen können und sie in guter Erinnerung behalten.

Die folgende Info haben wir nach bestem Wissen zusammengestellt. Wir haben uns dabei an den im Anhang genannten Quellen orientiert, insbesondere dem Blaseninfo der Fa. Tropicare.
Sollten Sie Fehler feststellen, sind wir Ihnen für eine Nachricht dankbar.

 

Dieses Info beschäftigt sich mit folgenden Themen:

  1. Zum Verständnis: Wie entstehen Blasen ?
  2. Vorbeugend: Wie verhindern Sie Blasen ?
  3. Wenn es passiert ist: Wie behandeln Sie Blasen ?
  4. Womit sollten Sie Ihre Wanderapotheke aufstocken?

 

1. Wie entstehen Blasen ?

Die menschliche Haut ist (für viele unerwartet, trotz des Sprichwortes...) sehr dünn: lediglich 1 bis ca. 3.5 mm dick - letzteres eigentlich nur an zwei Stellen des Körpers, nämlich in der Innenhand und auf der Fußsohle durch stärkere Honrhaut.

Die Haut besteht (für unseren Zweck der Erklärung von Blasen sehr stark vereinfacht dargestellt) aus zwei Schichten:
- zuunterst der Dermis (oder Lederhaut)
- und darüber der Epidermis (oder Oberhaut).
In der Dermis werden die Hautzellen gebildet, die Epidermis ist eine gefäßlose Zellschicht, bestehend aus verhornten Zellen.
Die alleroberste Schicht kann an belasteten Stellen stark verhornt sein - das sind die bekannten Hornhautschwielen.
Die beiden Hautschichten werden durch die Basalmembran voneinander getrennt.

Wenn auf eine bestimmte Stelle der Haut ständig Reibungskräfte einwirken, können in der Basalmembran oder in der Dermis Hohlräume entstehen, die sich mit durchsichtiger Flüssigkeit füllen (seröse Flüssigkeit).
Wenn eine Blase nicht mit seröser Flüssigkeit sondern mit Blut gefüllt ist, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Blase tiefer, in der Dermis, entstanden ist.

Diese Flüssigkeits-Blasen spannen die Haut, vor allem natürlich wenn der Druck auch weiterhin einwirkt, und können direkt auf die an der Basalmembran endenden Nerven einwirken, was ein brennendes Gefühl und Schmerz verursacht.

Blasen sind sehr lästig, sie haben aber eine wichtige Funktionen: sie sollen die tiefer liegenden Hautschichten vor dem permanenten Druck oder der einwirkenden Hitze schützen, und der Schmerzreiz signalisiert dem Betroffenen, dass eine Störung vorliegt.

Die Entstehung von Blasen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:

  • Feuchtigkeit: Lange andauernder Kontakt mit externer Flüssigkeit oder Schweiss macht die Haut weich und erhöht dadurch die Gefahr der Bildung von Blasen. Ausserdem kann ein Fuß, der ausser verschwitzt auch noch verschmutzt ist (Körperfette etc.) und in eine feuchtwarme, reibende Umgebung "eingesperrt" ist (z.B. eine schmutzige, seit Tagen getragene Socke...), auch noch talgverstopfe Poren und Haarbalgreizungen oder -entzündungen produzieren... .
  • Reibung: Permanente Reibung zwischen der Haut und einer Oberfläche verursacht Wärme und mechanische Kräfte, die am Verbund der Hautschichten zerren. Dadurch wird die Bindung zwischen den Hautlagen geschwächt und die Bildung von Hohlräumen und also Blasen angeregt.
    Schuhe, die an bestimmten Stellen drücken, die Naht einer Socke sowie Sand oder Steinchen im Schuh sind typische Ursachen von Reibung.
  • Hitze: an einem warmen Tag, auf einem heissen Untergrund oder in schlecht ventilierten Schuhen kann die Temperatur der Fußhaut sehr hoch werden. Dadurch erhöht sich die Gefahr der Bildung von Blasen.
    Auch schwellen erhitzte Füße stark an, was das Risiko der Bildung von Druckstellen wiederum erhöht und damit ebenfalls die Gefahr einer Blasenbildung.
  • Kälte: hier gibt es unterschiedliche Ansichten. tropicare sagt im Info, dass bei kalten Füßen die Fußhaut aufgrund der geringeren Durchblutung empfindlicher werde für Blasenbildung. Dagegen ist unsere persönliche Erfahrung, dass es bei kalten Füssen weitaus weniger Probleme mit Blasen gibt (ausser bei extrem kalten Füssen Blasen durch Erfrierungen...). Vielleicht auch deshalb, weil normalerweise der Fuß weniger durch Fußschweiss aufweicht (wir tragen allerdings auch keine VBL-Socken), weil er nicht so leicht anschwillt, und weil physiologische Prozesse bei Kälte generell langsamer ablaufen ?

2. Wie verhindern Sie Blasen ?


Es ist schwierig, genaue, detaillierte Infos zur Verhinderung von Blasen zu geben, da jeder Mensch unterschiedlich anfällig ist, und es beim Einzelnen dann auch noch situationsbedingte Gründe für Blasenanfälligkeit geben kann.
Die folgenden Hinweise sind aber wohl allgemein gültig:

  • bevor Sie auf Tour gehen: prüfen Sie Ihre Füße auf empfindliche Stellen (mehr Tipps, wie Sie Ihre Füße vor und während einer Tour behandeln finden Sie in der Info ´Füße auf Tour`)
  • prüfen Sie Ihre Schuhe auf harte Stellen, auf guten Zustand von Ösen und den Schuhriemen (um auf Tour die Schuhweite variieren zu können, ohne Druckstellen)
  • tauschen Sie gegebenenfalls das Stand-Fußbett des Schuhs gegen ein besser passendes, unterstützendes aus
  • prüfen Sie Ihre Socken: diese dürfen nicht verhärtet sein, sollen Schweiss aufnehmen und polstern können. Wenn die Polsterung hin ist -sortieren Sie selbst Ihre Lieblingssocken aus, investieren Sie in neue Socken. Nehmen Sie so viele Socken mit, dass Sie je nach individuellem Fußschweiß für die Tourlänge genügend Ersatzsocken zum Wechseln haben
  • ziehen Sie die Socken sorgfältig an, vermeiden Sie verdrehte Stellen oder Falten
  • schnüren Sie Ihre Schuhe so, dass der Fuß im Schuh nicht herumrutscht
  • wenn es heiss ist: ´lüften´ Sie Füße und Strümpfe wenn Sie rasten. Tauschen Sie die Strümpfe aus, wenn Sie durchgeschwitzt sind. Oder wenn Sie durch von außen in den Schuh gekommenen Feuchtigkeit nass geworden sind
  • achten Sie darauf, dass keine Fremdkörper in den Schuh kommen (z.B. Steinchen, Holzstückchen etc. Tragen Sie eventuell Kurzgamaschen, die helfen auch gegen am Bein herunterlaufendes Regenwasser und gegen Wasser von abgestreiftem nassem Gras (Tau, Regen).
  • ´hören´ Sie auf Ihre Füße ! Wenn Sie irgendwo Druckstellen spüren, oder einen beginnenden hot spot: kontrollieren Sie die Stelle, korrigieren Sie den Sockensitz, entfernen Sie störende Partikel. Wenn die Reizstelle bleibt: tapen Sie sie ab -Info noch in Arbeit

 

3. Wie behandeln Sie Blasen ?

Generell: die Behandlung wird unterschieden danach, ob es eine noch geschlossene Blase ist oder eine schon offene, und ob es eine seröse Balse oder eine Blutblase ist.

Geschlossene Blasen

Bei einer geschlossenen Blase ist die Hautoberfläche noch vollkommen intakt. Dies bietet einen ausgezeichneten Schutz vor Infektionen.
- Wenn Sie Ihre Tour schon beendet haben, und die Blase keine allzugrossen Probleme bereitet: lassen Sie sie in Ruhe! Die Blase wird innerhalb von etwa 2 Wochen von selber verheilen.
Sie können den Abheilprozess deutlich beschleunigen, wenn Sie spezielle Pflaster wie Compeed oder 2nd Skin nutzen, die durch einen besonderen Aufbau den Heilungsprozess auf wenige Tage verkürzen.
- Wenn Sie jedoch Ihre Tour weiter fortsetzen wollen (oder müssen), werden unbehandelt Druck und Reibung sogar noch stärker als zuvor (wegen der Schwellung) auf die Haut einwirken, die Hautlagen werden weiter auseinandergedrückt, und die Blase wird noch grösser werden - Ihre Probleme damit auch.

Sie haben dann zwei Möglichkeiten der Behandlung:

1.) entweder Sie nutzen die schon erwähnten Blasenpflaster Compeed oder 2nd Skin. Diese bilden eine Kombination aus Heftpflaster und Gelartiger Wirkschicht. Unmittelbar vermindern Sie den Reibungsdruck und lindern damit den Schmerz. Sie ziehen durch enthaltene Polymere Feuchtigkeit aus der Haut (ohne aber die Haut auszutrocknen) .und formen ein schützendes Gel-Kissen (hydrocolloid). Dieses schützt die Haut vor weiterer Reibung und stellt eine optimale feuchte Heil-Umgebung her (nach heutigem klinischem Wissensstand ist eine feuchte Heilungsumgebung deutlich besser, u.a. für eine narbenlose Abheilung, als die früher als besser angesehene trockene, "luftige" Umgebung - vorausgesetzt, es gibt keine Entzündungungskeime in einer offenen Wunde.
Aus eigener Erfahrung können wir die sehr gute Effektivität dieser Blasenpflaster bestätigen.

2.) Wenn Ihre Blase(n) aber so gross sind, dass sie enorm schmerzen, wenn Sie kein oder nicht genügend Blasenpflaster bei sich haben, und Sie Ihre Tour unbedingt fortsetzen müssen, dann sollten Sie die Blase drainieren - also die seröse Flüssigkeit abfliessen lassen, wodurch der Druck und der Schmerz nachlassen.
Wenn Sie vorhaben eine Blase zu öffnen sollten Sie unbedingt die folgenden Dinge mit sich führen:
- eine Nadel oder ein sehr scharfes Messer/Skalpell oder eine Lanzette
- unbedingt ein Desinfektionsmittel
- reichlich Leukoplast.
Bitte beachten Sie unbedingt: wenn Sie bei der Blasendrainage nicht steril vorgehen, riskieren Sie eine Infektion der dann offenen Wunde, die schmerzhaft ist, unter ungünstigen Umständen sogar gefährlich werden kann! Also bitte sehr sorgfältig vorgehen!

Drainieren einer Blase
Dies muss unbedingt so steril wie möglich erfolgen!
Unabhängig davon, wo auf Ihrem Fuß die Blase sitzt, gelten für das Drainieren die folgenden Richtlinien:

  • Entfernen Sie Sand, Staub und anderen Schmutz von Ihren Füßen
  • wenn Sie so etwas bei sich haben: sprühen Sie Kampferspray auf den Fuß - das kühlt und desinfiziert. Lassen Sie den Fuß sorgfältig an der Luft trocknen.
  • desinfizieren Sie (oder die Person, die die Behandlung vornimmt) Ihre Hände sorgfältig mit einem Desinfektionsmittel (z.B. wieder Kampferspray)
  • desinfizieren Sie die Blase und die umliegenden Hautpartien gründlich
  • stechen Sie mit der sterilen (desinfizierten) Lanzette an beiden Seiten der Blase in Laufrichtung ein kleines Loch in die Blase. Berühren Sie hierbei die Spitze der Lanzette nicht, um sie steril zu halten. Ach ja: vergessen Sie bei der Sterilisierung Ihres "chirugischen Werkzeugs" die aus Abenteuerfilmen bekannte "mit dem Feuerzeug-Ausglüh-Methode"! Wahrscheinlich werden Sie dabei Ruß an Ihrem Instrument produzieren, den Sie dann beim Eingriff in die Wunde einbringen... .
  • stechen Sie so wenig wie möglich. Lassen Sie die Blase soweit wie möglich intakt
  • drücken Sie mit der Lanzette vorsichtig die Feuchtigkeit aus der Blase
  • entfernen Sie niemals die Haut, die über der Blase liegt
  • desinfizieren Sie die umliegenden Hautpartien um die Blase erneut sorgfältig
  • kleben Sie die Blase nach mit Leukoplast ab. Besser wäre hierzu ja wieder ein Blasenpflaster geeignet, aber das haben Sie ja nicht bei sich... .

Durch das Abkleben mit Leukoplast stellen Sie eine zusätzliche künstliche Hautoberfläche über der eigentlichen Haut her, die weitere Reibungskräfte von der geschädigten Haut fernhält.
Das Abkleben muss sorgfältig erfolgen, damit dadurch nicht etwa weitere zusätzliche Belastungspunkte entstehen.
Das Tape wird dachziegelartig verklebt, je nach Stelle, die getaped werden muss, wird anders abgeklebt, gegebenenfalls müssen die Tapes speziell zurecht geschnitten werden.
Dies erfordert eine gewisse Übung, viel tape unterwegs und Ruhe!

Wir können hier nicht auf alle Besonderheiten der Abklebung an verschiedenen Fußzonen eingehen - das wir u.a. im erwähnten Info-Heft von tropicare getan, das dem speziellen Wanderer-Erste-Hilfe-Set der Firma beigefügt ist.
Mit "gesundem Menschenverstand" und Übung sollte aber jeder Anweder selber auf die speziellen Techniken kommen.
Allgemein:
- ziehen Sie Pflaster nicht zu fest an, sonst können Falten und damit künftige Probelmstellen in der Haut entstehen
- folgen Sie soweit wie möglich den natürlichen Formen des Fußes
- machen Sie ggf. kleine Einschnitte in das Tape, um es so gut wie möglich ohne Falten verkleben zu können. Schneiden Sie eventuelle Falten weg, sorgen Sie dafü, dass das Ganze eine glatte Oberfläche bekommt
- bedecken Sie die fertige Tape-Fläche von aussen mit einem Fußpuder. Dadurch haften offenliegende klebende Ränder weniger, wodurch Sie Ihre Socken leichter anziehen können.

Wenn Sie keine Blasenpflaster zu Behandlung mitführen, Ihre Tour trotz grösserer Blase(n) fortsetzen wollen (oder müssen) und lieber auf die Zähne beissen als "der kleine Chirug" spielen zu wollen:
nach einiger Zeit der sehr schmerzhaften weiteren Wanderung wird die Blase wahrscheinlich so gross geworden sein, dass sie aufplatzt.
Damit haben Sie dann eine immer noch schmerzhafte, jetzt aber auch offene, auch für Krankheitskeime, Wunde.
Diese müssen Sie jetzt unbedingt vor weiterer Reibung bewahren, unbedingt wie eine offene ernsthafte Wunde behandeln.
Von "Weiterlaufen wie bisher" ist jetzt dringend abzuraten, auch nach einer Wundversorgung!
Entweder müssen Sie jetzt eine Pause (von wahrscheinlich einigen Tagen) machen, oder Sie können versuchen, mit leichterer Fußbekleidung zum nächsten Tour-Abbruchpunkt zu kommen. Das ist aber eine Notlösung!
Sie haben mit einer oder gar mehreren offenen grossen Blasen ein wirklich nicht leichtzunehmendes gesundheitliches Problem! Unterschätzen Sie es nicht, wenn Sie damit nicht zu Hause oder gleich um die Ecke der nächsten Ambulanz sind!

 

offene Blasen

Blutblasen

 

4. Womit sollten Sie Ihre Wanderapotheke aufstocken ?

Zusätzlich zu dem, was Sie in Ihrem auf Tour sowieso mitzuführenden Erste Hilfe Pack dabei haben (kontrollieren Sie den Inhalt vor einer Tour unbedingt auf Vollständigkeit und Verfalldaten):

  • abgepackte Alkohol-Desinfektionstüchlein
  • eine Nadel und ein Miniskalpell
  • Blasenpflaster von Second Skin oder Compeed
  • kleiner Behälter mit Fußpuder
  • Leukoplast oder ähnliches tape, auf einen kleinen Bleistift aufgewickelt (Leukoplast ist eventuell schon im EH-Pack enthalten)

     

    Literatur / links:
    - Tropicare: Care+Plus Blister Guide - Beiheft zum ErsteHilfeSet für Wanderer www.tropicare.com
    - Compeed Info No 2: Blasen, Schnitt- und Schürfwunden. Wira GmbH Göppingen
    - http://www.compeed.com
    - http://www.spenco.com

    Vonhof, John: Fixing your Feet. Biringham Wilderness Press, 5.Auflage


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