Was ist eVENT
Unter der Produktbezeichnung eVENT vermarktet BHA Technologies eine neuartige Serie technischer ePTFE-basierter Stoffe.
Wenn Sie diesen Satz nicht verstanden haben, denken Sie Sich einfach ca. 20 Jahre zurück zum Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Damals brachte die völlig unbekannte Firma W.L.Gore ein Produkt namens GoreTex auf den Markt, das auf ePTFE (Teflon) basierte, wasserdicht sein sollte, dabei aber den großen Nachteil der bis dahin üblichen Friesennerze „Schwitzklima“ vermeiden sollte.
In den Jahren seither ist mit einem enormen Werbeaufwand selbst dem vorletzten Verbraucher das Prinzip der Winddicht-Wasserdicht-Wasserdampfdurchlässig-Bekleidung klar gemacht worden.
Mit dem bekanntesten Markennamen für die technische Membrane „GoreTex“.
Hier haben wir also jetzt eine neue Firma auf dem Markt, eben BHA-Technologies, die eine neue WWW-Membran auf den Markt bringt, eben „eVENT“.
Das Wirkprinzip dieser neuen Membrane basiert ebenso wie die Gore-Membran auf einer überdehnten microporösen Teflon-Membrane.
Soweit zu den Ähnlichkeiten.
Das Neue an eVENT:
bislang haben alle Tests unabhängiger Institute gezeigt, dass eVENT deutlich wasserdampfdurchlässiger ist als Gtx.
Ausserdem ist der Trägern von Gtx-Jacken bekannte Effekt des „Nässegefühls“ in der Jacke weg.
Wie das ?
Gaaanz alte outdoor-Menschen, die damals (vor ca. 25 Jahren) schon innovativ waren und eine neue Gtx-Jacke gekauft haben, werden sich erinnern, dass diese sehr wasserdampfdurchlässig waren, leider aber nach einiger Zeit mit Wasserdurchlass zu kämpfen hatten.
Gore hat dann die Technik verändert, damit den Wasserdurchlass in den Griff bekommen, leider aber die „Atmungsaktivität“ reduziert (was in der Werbung natürlich nie erwähnt wurde...).
Das GoreTex der ersten Generation (dampfdurchlässiger aber unter bestimmten Bedingungen mit Problemen bei der Wasserdichte) wurde dann noch eine Zeit lang in Biwaksäcken verarbeitet – heute kennen die Rezensenten im outdoor-Bereich keinen Einsatz dieser Membrane mehr .
Bei Biwaksäcken war es zur Vermeidung des Schwitztüteneffektes wichtiger, eine hohe „Atmungsaktivität“ zu haben, die Ursache für die Wasserdichte-Problematik (s.u.) kam hier nicht so zum Tragen wie bei Bekleidung.
Die Ursache für die Probleme mit Gores Membran der ersten Generation rührten daher, dass eine “pure” ePTFE Membrane beim Tragen in Bekleidung durch den Kontakt zur Haut verschmutzt wird durch bestimmte Öle (Körperfette, Sonnenschutz-Öle etc.). Diese Öle bauen so etwas wie Kanäle für das Wasser auf, so dass es durch die eigentlich für Wasser in Tropfenform undurchlässige ePTFE-Membran kommen kann. Und das bedeutet: die Membrane ist nicht mehr wasserdicht.
Damit die Öle sich nicht mehr an der ePTFE-Membrane ansetzen, hat Gore die Membrane von innen mit einer dünnen Polyurethane (PU-)Beschichtung versehen.
Was nicht weiter kommuniziert wurde, so dass es selbst den meisten „Fachberatern“ in outdoor-Geschäften unbekannt war.
Der Effekt dieser Beschichtung, neben dem erwünschten Schutz gegen Verschmutzung, war aber auch, dass die Wasserdampf-Molekül-durchlassenden Poren der ePTFE-Membrane geschlossen wurden... natürlich mit enormen Folgen für den Wasserdampfdurchlass – dieser wurde stark eingeschränkt.
Er funktioniert nur deshalb noch, weil die PU-Beschichtung wasserliebend ist, die Schweißfeuchte aufnimmt. Dann kommt die Körperwärme ins Spiel: diese verdampft das jetzt wieder flüssige Wasser in die Poren der Membran hinein.
Das hat also zwei Effekte:
erstens funktioniert der Wasserdampfdurchlass nur laaaangsaaam durch den Zwischenschritt an der PU-Beschichtung.
Weil das Grndprinzip "Beschichtung auf ePTFE-Membrane" bei den Gtx-Generationen in den Jahren immer gleich war, konnte also am Wasserdampfdurchlass nicht viel verbessert werden. Als Ausgleich kamen dann aufwändige Unter-Arm-Lüftungen oder sonstige Zusatz-Entlüftungen der Bekleidungs-Konfektionäre ins Spiel, die den nicht wirklich tollen Wasserdampfdurchlass verbessern sollten.
Und zweitens fühlt sich die Membrane innen natürlich gerne nass an, weil: die ganz innere Schicht ist ja tatsächlich nass... .
Bei so manchem Träger einer Gtx-Jacke über einer dünnen Wäscheschicht oder auf der bloßen Haut hat diese Nässe das irritierende (objektiv nicht richtige) Gefühl verursacht „die Jacke ist nicht dicht“.
Wenn die Gtx-Membrane an der Innenseite beim Wasserdampfdurchlass Flüssig-Nass wird, dann ist sie bei großer Kälte und dicker Isolierung zum Körper hin auch sehr gefährdet gegen das Winter-Nutzern bekannte Vereisen der Jacken-Innenseite: die Körperwärme kann wegen der isolierenden Bekleidungsschichten die Innenseite der Gtx-Membrane nicht mehr warm genug halten, um das Vereisen zu verhindern - es bildet sich ein „Eispanzer“. Und eine von innen vereiste Jacke bei extremen Winter-Bedingungen kann nicht nur unangenehm zu tragen sein, sondern auch gefährlich werden.
Bei eVENT
Wird die Anhaftung der Öle verhindert durch eine molekulare Beschichtung der einzelnen Fibrillen, die das Geflecht der offenporigen ePTFE-Membrane bilden (siehe auch das nebenstehende Bild).
Wie das genau funktioniert ist den Rezensenten auch noch nicht so klar, es ist jedenfalls ein neues Verfahren, patentiert, und es hat als Effekt, dass die Poren offen bleiben, der Wasserdampf ungehindert die Membrane passieren kann.
Dieser Effekt des ungehinderten Dampfdurchlasses wurde bei bislang allen uns bekannten Vergleichstests bestätigt: so bewies ein Test der Kansas State University, dass ein dreilagiges eVENT fabric mindestens doppelt so „atmungsaktiv“ ist wie ein vergleichbares Gore-XCR fabric.
Und dies ist nur ein Beispiel derartiger Tests.
Genauso wichtig ist natürlich die Erfahrung aus der Praxis, die bis hin zu euphorischer Begeisterung geht.
Und ganz wichtig für den Tragekomfort ist es, dass der Wasserdampf auf seinem Weg nach draussen nicht erst zu Wasser und damit „nass“ werden muss.
Wie sich eVENT im Winter verhält, ob es hier auch die eigentlich von uns favorisierten Microfasern verdrängen kann, werden wir selber testen und hier kundtun.
Unser Fazit:
Das neue eVENT basiert prinzipiell auf der gleichen Technologie wie die bekannte GoreTex-Membrane, hat aber durch eine verbesserte Technik einen deutlich höheren Wasserdampfdurchlass als diese bei gleich guter Stabilität und Wasserdichte (vorausgesetzt die verglichenen Textilien mit der Membrane sind sonst gleich verarbeitet).
Auch eVENT ist natürlich nicht überirdisch und so "atmungsaktiv" als sei es nicht da... .
Es dürfte aber das zur Zeit beste Material für Regen- und Wetterschutz bei möglichst hohem Wasserdampfdurchlass sein.
Wichtig für die Funktion ´wasserdicht´ist eine regelmässige Pflege der Jacke: Körperfette, die beispielsweise beim Tragen im Nackenbereich die Jackeverschmutzen können, sollten regelmässig durch sachgerechte Wäsche entfernt werden, da sonst durch die offenen Kanäle Wasser in das Jackeninnere gezogen werden kann.
Obwohl die Technologie schon seit Anfang 2000 existiert, beginnen sich die Vorteile erst allmählich herumzusprechen. Auch die Bekleidungskonfektionäre werden allmählich wach.... .
Bislang sind die uns bekannten Konfektionäre, die die eVENT-Membrane verarbeiten:
Klättermusen
Montane
RAB
VauDe
Kayland