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Zeltinfo

 

Sack&Pack Reiseausrüstungen GmbH - Info Zelte

Allgemein

1 Zelttypen

  • 1.1 Doppeldachzelt / Einfachdachzelt
  • 1.2 "inner-tent first" vs. "flysheet first"
  • 1.2 Zeltformen
    • a. Nutzfläche
    • b. Zahl für den Einsatz notwendiger Häringe
    • 1.2.1 Firstzelt (längs/quer) / Giebelzelt
    • 1.2.2 Pyramide
    • 1.2.3 Kuppelzelt (Kreuzbogen, geodätisch)
    • 1.2.4 Tunnelzelt
    • 1.2.5 Sonstige
    • 1.2.6 Tarp
    • 1.2.7 Biwaksack / Windsack

2. Materialien & Verarbeitung

  • 2.1 Gestänge
  • 2.1.1 Materialien
  • 2.1.1.1 Glasfaser /Glasfiber (Gfk)
  • 2.1.1.2 Alu
    • Bezeichnung von Materialqualitäten bei Alu-Zeltgestängen
  • 2.1.1.3 Kohlefaser, Titan
  • 2.1.2 Aufbau der Gestängesegmente /-bögen
  • 2.2 Außenzelt-Materialien
    • 2.2.1 Polyamid
    • 2.2.2 Polyester (PE)
    • 2.2.3 Baumwolle (BW)
    • 2.2.4 Gore Tex (und verwandte Materialien)
  • 2.3 Innenzelt-Materialien
  • 2.4 Beschichtungen
    • 2.4.1 PVC (Polyvenylchlorid), PAC
    • 2.4.2 PU (Polyurethan)
    • 2.4.3 SI - Silikon
    • 2.4.4 Alu
  • 2.5 Nähte

3 Zeltkonstruktions- und Ausstattungsdetails

  • 3.1 Apsiden
  • 3.2 Eingänge
  • 3.3 Reißverschlüsse
  • 3.4 Moskitonetze
  • 3.5 Lüfter
  • 3.6 Wäscheleinen
  • 3.7 Seitentaschen
  • 3.8 Farbe
  • 3.9 Fenster
  • 3.10 Zelt-Zubehör
    • 3.10.1 Heringe
      • 3.10.1.1 Heringsformen
      • 3.10.1.2 Materialien
      • 3.10.1.3 Verwendung
    • 3.10.2 Zelt-Unterlage
    • 3.10.3 Nachleuchtende Zeltleinenspanner und reflektierende Zeltleinen

4.0 Behandlung und Pflege eines Trekkingzeltes

 

Einleitung

Die ersten Unterkünfte des Homo sapiens, von denen heute noch Spuren zu finden sind, sind Höhlen. Diese boten den Menschen Schutz vor der Witterung, besonders in kaltem und / oder nassem Klima.
Als sicher kann aber vorausgesetzt werden, dass die ersten Menschen in den Savannen Afrikas bei Bedarf auch schon einen Witterungsschutz in Form von einfachen Laubdächern kannten, wie sie heute auch noch bei nomadisierenden „Primitiv“-Stämmen in Afrika verwandt werden.
„Nomadisierend“ ist ein wichtiges Stichwort - wenn die frühen Menschen bei ihren Streifzügen zur Nahrungsfindung unterwegs waren, brauchten sie einen transportablen Witterungsschutz: schon früh dürften daher aus Tierfellen und Büschen oder Holzgerüsten die ersten „Zelte“ entstanden sein.

Diese alte Form einer transportablen Unterkunft ist auch für die heutigen Wohlstandsnomaden optimal, wenn sie nicht auf feste Unterkünfte wie Hotels, Hütten o.ä. angewiesen sein wollen, wenn es solche Unterkünfte gar nicht gibt, oder wenn sie schlicht näher an der Natur bleiben wollen.

"Einige Herbergen haben 3 Sterne, andere sogar 4 - die Unterkunft im Zelt hat Millionen davon..."

Zelt ist nicht gleich Zelt. Die folgende Info versucht, einen Überblick über die Zelttypen, verwandten Materialien, ideale Einsatzbereiche etc. zu geben. - Die Leser dieser Info sind dringend aufgerufen, Verbesserungsvorschläge zu mailen oder entdeckte Fehler zu melden !

1 Zelttypen

1.1 Doppeldachzelt / Einfachdachzelt

Traditionelle Zelte hatten nur eine Materiallage zwischen dem Benutzer und dem "Draußen".

Bei dieser Bauart kondensieren das von den Bewohnern verdunstete Wasser, eventueller Wasserdampf durch Kochen im Zelt, und die normale Luftfeuchtigkeit an der Zeltwandinnenseite und führt zu einem besonderen naßfeuchten Zeltklima. Die Innenseite des Zeltgewebes fühlt sich unangenehm an. Es ist in einem Trekkingzelt mit beschränktem Platz fast unmöglich, nicht mit dem Zeltgewebe in Kontakt zu kommen - ein klares Minus an Komfort.
Ist die Umgebung des Zeltes warm und mit einer sehr geringen relativen Luftfeuchte, hält sich das Kondensproblem in Grenzen.
Für gelegentliche Einsätze in solcher Umgebung mag ein traditionelles Einwandzelt einfacher Bauart als Sicht- und Windschutz ausreichen ausreichen.
Typisch für solche Unternehmungen sind Urlaube im sommerlichen "Süden".

Ein Sonderfall der einwandigen Zelte sind Gore-Tex-Zelte, die unter geeigneten Bedingungen Wasserdampf nach außen entweichen lassen, dabei gleichzeitig absolut dicht gegen Regen sind, und Zelte wie die neuartigen Konstruktionen von VauDe, bei denen das Kondenswasser von einer speziellen Faserschicht an der Wandinnenseite nach unten geleitet wird, ohne daß diese sich feucht anfühlt, und dann vor Erreichen des Bodens nach außen abgeführt wird.
Und dann gibt es noch, z.B. von GoLite, Einwandzelte mit äusserst raffinierten Entlüftungssystemen, die aber in "kondensgefährdeter" Umgebung ein zwar reduziertes, aber immer noch deutlich vorhandenes Kondensproblem haben. Im Südewesten der USA gibt es eben nicht so viel Luftfeuchtigkeit wie bei uns -dort, und bei uns für Grammjäger ohne zu grossen Komfortanspruch, sind Einwandzelte immer klasse.

Der heute übliche Trekkingzelt-Typ ist eine Doppeldach-Konstruktion. Doppeldachzelte bestehen aus einem wasserdichten Überzelt und einem wasserdampfdurchlässigen Innenzelt. Die Luftfeuchtigkeit geht durch das Innenzelt hindurch, wird durch Lüftungssysteme abgeführt (im optimalen Fall), oder kondensiert bei entsprechenden Bedingungen an der Innenseite des Außenzeltes. Das Kondenswasser läuft dann innen am Außenzelt ab. Selbst wenn es durch z.B. Wind vom AZ abgeschüttelt wird, kommt es nicht durch das wasserabweisend imprägnierte Innenzeltgewebe ins Zeltinnere zurück, im Innenzelt bleibt es trocken.

Ein weiterer Vorteil von Doppeldachzelten ist die zusätzliche Isolationswirkung durch die weitgehend stillstehende Luftschicht zwischen Innen- und Außenzelt.

In trocken-warmen Gegenden kann man überlegen, ob man zur Gewichtsersparnis das Außenzelt zu Hause läßt. Das Innenzelt dient hier nur dem Schutz vor ungebetenen Krabbel-, Kriech- und Flugtieren. In Mittel-Europa sind solche Wetterlage leider ziemlich selten, im mittleren Westen der USA häufig, weshalb die meisten der von dort stammenden Zelte "inner-tent-first" oder "inner-tent-allone"-Typen sind - s.u.

Gibt es keine derartigen Störenfriede, reicht eventuell auch ein Tarp, das vor Tau und Strahlungsauskühlung schützt (s. "tarp").

1.2 "inner-tent first" vs. "flysheet first"

Dieses meint zwei grundsätzlich unterschiedliche Arten des Zeltaufbaus: wird zuerst das Innenzelt aufgebaut, und dann das Außenzelt darüber gespannt, oder wird das Außenzelt aufgebaut, in dessen Schutz oder meist sogar gleichzeitig (da im Außenzelt hängend) dann das Innenzelt ?

Früher gab es um die Vorteile beider Aufbauarten und damit die verschiedenen Zeltkonstruktionen regelrechte Glaubenskriege der Hersteller und ihrer Anhänger, heute hat sich die Diskussion versachlicht. Beide Konstruktionsprinzipien haben ihre Vor- und Nachteile, die Vorliebe der Hersteller hat weitgehend damit zu tun, in welchem Klima sie ihre Zelte entwickelt haben - für jeweils dieses Klima ist der entsprechende Zelttyp in der Regel optimal.

Der "Innenzelt-zuerst"-Typ ermöglicht es, das Innenzelt auch alleine aufzubauen oder es alleine mitzunehmen, wenn das Zelt in trockenem Klima hauptsächlich als Insektenschutz dienen soll. Diese Zelte stammen ursprünglich aus den meist trockenen Gegenden des amerikanischen Westens und Mittelwestens. Meist sind die Zelte auch hellfarben - Sand oder Beige. Es gibt alle Zeltformen (s.u.) im Innenzelt-zuerst-Prinzip, vom Ultraleicht-Modell bis zum Expeditionstyp. Fast alle Zelte amerikanischer Herkunft haben dieses Prinzip: TheNorthFace, Marmot, Mountain Hardware, Moss, Walrus etc.

Der Typ "Außenzelt zuerst" stammt aus Ländern, in denen es häufig regnet, wo jede auch nur kurzzeitige Exposition des Innenzeltes vermieden werden soll: Skandinavien, Neuseeland. Häufig haben diese Zelte dunkle Außenzelte. Der Grund hierfür ist, daß das Zelt in Gebieten mit Vegetation unauffälliger aussieht, es erleichtert aber auch den Schlaf in den hellen Sommernächten. Die Innenzelte sind wiederum meist gelb oder wenigsten hellbeige, damit die Stimmung im Zelt nicht zu trübe wird.

1.2 Zeltformen

Hierunter verstehen wir die unterschiedlichen Konstruktionsformen der Zelte, das Aussehen.

Die Zeltform hat wesentliche Auswirkungen auf Nutzen und Einsatz eines Zeltes. Bevor die Zeltformen im einzelnen besprochen werden, zunächst allgemeines zur Bedeutung der Zeltform.

a. Nutzfläche

Ähnlich zu einer Wohnung mit Dachschrägen ist in einem Zelt nicht jeder theoretisch zur Verfügung stehende Platz der Grundfläche auch wirklich nutzbar. Daher bedarf es für einen sinnvollen Vergleichs der Nutz-Bodenfläche der verschiedenen Zeltformen eines anderen Maßes = der Nutzfläche. Sinnvoll ist es hierbei, die nutzbare Fläche in ca. 40 cm Höhe zu messen. Diese Höhe läßt genügend Raum für einen Schläfer, und es läßt sich ab dieser Höhe Gepäck sinnvoll unterbringen. - In unseren Zeltbeschreibungen sind noch bei wenigen Zelten die Nutzflächen angegeben. Dies liegt daran, das die Hersteller sich darüber ausschweigen, wir alle Maße selbst ausmessen müssen - und das dauert ! Im Laufe der Zeit werden wir alle Zeltbeschreibungen mit dieser Information nachrüsten.

b. Zahl für den Einsatz notweniger Häringe

Für jeden Zelttyp läßt sich eine theoretische Mindestzahl von Häringen angeben, d.h. die Zahl an Häringen (oder sonstigen Abspannbefestigungen), die das Zelt minimal braucht, um nutzbar zu sein. In der Praxis, und erst recht unter schwierigen Wetter- Bedingungen braucht jedes Zelt deutlich mehr Heringe.

"Freistehend" nennt man ein Zelt dann, wenn die theoretische Mindestzahl der Heringe gleich Null ist. Auch freistehende Zelte benötigen für eine optimale Nutzung und erst recht bei Sturm Abspannungen !

1.2.1 Firstzelt (längs/quer) / Giebelzelt

Die Urform der Trekking-Zelte. Sehr einfache Konstruktion, einfache Materialschnitte, gute Improvisations- und Reparaturmöglichkeiten. Das einfachste Firstzelt kann aus einer Plane (s.auch "tarp") oder einem Poncho mit Hilfe einiger Stöcke oder auch einer Schnur hergestellt werden (Typ "Hundehütte").

Heute ist das Firstzelt bis auf wenige Spezialfälle von den Kuppel- und Tunnelzelten verdrängt.

Vorteile: durch einfachen Schnitt preisgünstig herzustellen, robust, gut reparabel, sehr leichtes und kleines Packmaß, bei guten Materialien und guter Abspannung enorm stabil. Gebrochene oder verlorene Gestänge können relativ einfach durch Stöcke provisorisch ersetzt werden.

Nachteile: Firstzelte benötigen immer Abspannpunkte (theoretische Mindestzahl 6), haben ein schlechtes Verhältnis von Grundfläche zu Nutzfläche (bei Längsliegern ca. 1/2, bei Querliegern etwas besser).

Außerdem stehen meistens noch die Zeltstangen mitten im Eingang - außer bei A-Gestängen. Gute Firstzelte sind relativ windunempfindlich.

1.2.2 Pyramide

Eine der urspünglichsten Zeltformen für Wohnzelte nomadischer Völker (siehe u.a. Tepee der Nordamerikanischen Indianer und Kohta / Lavuu der Sami in Skandinvien).

Als Trekkingzelte haben Pyramidenförmige Zelte so gut wie keine Bedeutung, außer als Basiszelte für Expeditionseinsätze und als Gruppenzelte bei traditionspflegenden Pfadfinderstämmen, oder in High-Tech-Versionen - s.u.

Traditionelle Pyramidenzelte sind aus Baumwolle (Segeltuch) gefertigt, modernere Varianten für Trekking-Einsätze aus den heute bei Leicht-Trekkingzelten üblichen Nylon-/ Polyester-Gewebe. Diese Leicht-Lavuu gibt es auch als Doppeldachkonstruktionen.

Pyramidenzelte haben ein kegelförmiges, der Zeltform entsprechendes Gerüst aus Alustangen (relativ schwer und sperrig bei Transport) oder Holzstangen (noch sperriger bzw. schwerer - die Lösung der Naturvölker bei Umzug = neue Stämme am neuen Einsatzort schlagen entfällt aus ökologischen Gründen).

Modelle für den Trekkingeinsatz haben eine einzelne Mittelstange aus Alu oder Holz. Diese Modelle müssen mit einer Vielzahl an Abspannmöglichkeiten am Außenzelt versehen sein, wenn sie auch in windigen Gegenden eingesetzt werden sollen.

Vorteile der Pyramidenzeltform: Stehhöhe, gute Wohnzeltgröße, bei entsprechender Sicherung sehr sturmstabil, bei entsprechendem Material ist Feuer (Koch- oder Lagerfeuer) sowie Ofeneinsatz möglich, traditionelle Nomaden-Optik.

Nachteile: schwierigerer Aufbau, viele Abspannpunkte nötig, insbesondere bei Leichtmodellen mit Mittelstange, größeres Packmaß und Gewicht als bei Leichttrekkingzelten.

Einige skandinavische Firmen stellen Pyramidenzelte aus den auch bei guten Trekkingzelten verwandten Materialien her, diese Zelte sind dann sowohl im Packmaß als auch im Gewicht vergleichbar zu mittelgroßen bis großen Trekking-Zelten. Firmen: u.a.Helsport, Moskosel.

1.2.3 Kuppelzelt (Kreuzbogen, geodätisch)

Kuppelzelte werden von sich kreuzenden Gestängebögen aus Aluminium-Legierungen oder gewickeltem Glasfiber aufgespannt. Die Zahl der Gestängebögen und die Anzahl derer Kreuzungspunkte beeinflußt die Grundform des jeweiligen Zeltes, die Nutzraumgröße und die Stabilität der Kontruktion.

Das einfachste Kuppelzelt hat zwei sich einmal im Zenit kreuzende Bögen. Seltener gibt es diesen Typ auch mit drei sich kreuzenden Bögen.
Je nach der Zahl der Kreuzungspunkte unterscheidet man zwischen einfachen Kreuzkuppeln und geodätischen Kuppeln.
Bei Kreuzkuppeln kreuzen sich 2 oder mehr Gestängebögen über dem Zeltmittelpunkt.
Bei geodätischen Kuppeln kreuzen sich die Stangen jeweils an mindestens 2 Stellen, hier sind mindestens 3 Bögen erforderlich. Durch diese Konstruktion ergibt sich eine besonders gute Windstabilität. Auch gegen Schneelasten sind Geodäten unempfindlich.

Kuppelzelte sind grundsätzlich freistehend. Zwischen 2 und 12 Häringe sollten aber auch hier eingesetzt werden, um: - die Apsiden so aufzuspannen, dass sie sinnvoll zu nutzen sind, - das Zelt vor dem Davonfliegen zu schützen (wenn gerade kein Gewicht darin ist), - die Lüftung zu verbessern, und - das Außenzelt vom Inenzelt wegzuhalten.

Durch die gegenüber einem Firstzelt steileren Wände beträgt die nutzbare Fläche eines Kuppelzeltes etwa 80% der Bodenfläche. Sie ist bei Geodäten aufgrund der meist steileren Wände noch etwas günstiger als bei Kreuzkuppeln.

1.2.4 Tunnelzelt

Tunnelzelte werden durch mindestens zwei parallel laufende Gestängebögen getragen, sie stellen bezüglich der nutzbaren Fläche das Optimum dar: über 90% der Bodenfläche (je nach Konstruktionsdetails). Tunnelzelten sind nicht freistehend, obwohl die (sehr) theoretische Mindestzahl der Heringe bei nur 2 liegt. Die Windstabilität von Tunnelzelten ist sehr gut, wenn richtig aufgebaut, es gibt auch hier Längs- und Querlieger. Konstruktionsbedingt können die Apsiden bei Tunnelzelten sehr geräumig sein.

1.2.5 Sonstige

Es gibt eine Reihe sehr innovativer Zelthersteller, die auf dem Weg zum ultrastabilen geräumigen Ultraleichtzelt alle möglichen Mischformen aus den vorgenannten Zelttypen entwickelt haben.

Aufbauend auf den vorgestellten Zelttypen gibt es in den letzten Jahren zusätzlich einen Trend zu Groß- und Familienzelten

Und natürlich gibt es die traditionellen Campingzelte, die aber für Trekker nicht in Frage kommen (Gewicht, Packmaß, Aufbauzeit), und deshalb hier nicht weiter behandlet werden.

 

1.2.6 Tarp

Grundsätzlich ist ein Tarp nur eine meist quadratische Zeltbahn mit jeder Menge Abspannösen.

Damit lassen sich eine Vielzahl von Wetterschutz-Unterschlupfen bauen, nur gegen die Sonne oder auch gegen Regen, Kälte und Sturm: einfache Firstzelte oder Tunnelzelte, Wetterschutzdächer, „lean-to´s“ und vieles mehr. Als Zubehör braucht man ein reichlich (Reep-) Schnüre und etwas Improvisationstalent. Stöcke (Gestänge) hat man in Form von Trekkingstöcken entweder dabei, kann anderenfalls in der Umgebung vorhandenes nutzen, oder das Tarp eventuell auch nur hängen.

Einfache Tarps sind ideal für Minimalisten (sehr geringes Gewicht, Funktion gegen Wetter ausreichend), für Survivalisten, Traditionalisten und für die, die sich schon durch ein geschlossenes Zelt vom direkten Kontakt mit der Natur abgschnitten fühlen.

Außer der klassischen Rechteckform gibt es auch aufwändigere Tarpformen wie z.B. die tentwings, die das Tarp als Vordach für Kuppelzelte geeignet machen, Spezialgrößen als Wetterschutz für Gruppen z.B. bei Kanutouren etc.

Es gibt heute auch sehr aufwändige Tarps, wie z.B. das "Cave" von GoLite, entwickelt nach den Ideen des "Ultraleicht-Papstes" Ray Jardine: knapp faustgross und nur etwa 480 g leicht, mit der Möglichkeit, in Insektengebieten ein Moskitonetz-Innenzelt einzuhängen.
Solche Tarps bezeichnen wir als "Tarp-Zelte", da sie einen fliessenden Übergang zwischen Tarp und Zelt darstellen. Vorteile solcher Konstruktionen: ultraleicht und winziges Packmaß, bei bewusster Anwendung (s. Info zu "Ultraleicht-Wandern") ein sehr guter Wetterschutz mit optimaler Belüftung und direktem Kontakt zur umgebenden Natur.

1.2.7 Biwaksack / Windsack

Wird hauptsächlich im alpinen Bereich für das (Not-)Biwak eingesetzt. Bei Unternehmungen mit alpinem Charakter, ob in den Alpen oder in skandinavischen Fjälls, ist die Mitnahme eines Biwaksackes für den Fall eines Wettersturzes ein unbedingtes "Muß" !

Ein Biwaksack kann kein vollwertiger Zeltersatz sein. Selbst bei Modellen mit GoreTex o.ä. ist Kondenswasser kaum zu vermeiden, wenig Bewegungsfreiheit im Biwaksack ist konstruktionsbedingt.

2. Materialien & Verarbeitung

2.1 Gestänge

Die früher üblichen First- oder Hauszelte hatten gerade Gestängeteile aus Stahl oder Aluminium. Damit das Transportmaß der Zelte nicht zu groß war, bestanden die Gestänge aus einzelnen Segmenten, die aufeinandergesteckt wurden. Diese Stangen waren recht massiv und relativ dick, da die Stange eine gute Biegesteifigkeit haben sollte, um das Zelt zu stabilisieren.

Die Anforderungen an ein Gestänge für Kuppel- oder Tunnelzelte sind völlig anders: hier müssen die Gestänge ja konstruktionsbedingt eine stark gebogene Form annehmen. Dies geht nur mit relativ dünnen, zwar sehr biegeelastischen aber andererseits nicht zu weichen Gestängebögen. Diese Bögen sind insgesamt je ca. 2,5-3 m lang. Um das Packmaß des Zeltes in vernünftigem Rahmen zu halten, besteht ein Gestängebogen aus Einzelelementen, die jeweils 30-50 cm lang sind.

Wer sich den engen Bogen, den ein Gestängebogen im Kuppel- oder Tunnelzelt schlägt, anschaut, dem wird klar, daß bei diesen Zelttypen schon im Normalzustand, ohne Belastung durch Wind oder Schnee, eine enorme Anforderung an die Materialgüte des Gestängebogens gestellt wird.

Es sind grunsätzlich zwei Materialien, aus denen die elastischen Bögen von Kuppel- und Tunnelzelten hergestellt werden - von den beiden noch exotischen Materialien Carbon und Titan einmal abgesehen.

2.1.1.1 Glasfaser /Glasfiber (Gfk)

Massive Gfk-Bögen werden heute nur noch bei allereinfachsten Zelten aus dem Spielzeuggeschäft eingesetzt.

Gewickelte hohle GfK-Bögen in guter Qualität mit innenliegenden Gestängehülsen wurden früher von einigen skandinavischen Zeltbauern eingesetzt, die ebenfalls in Skandinavien beheimatete Herstellerfirma dieser Bögen gibt es aber nicht mehr.

Heute findet man optisch ähnlich aussehende Bögen aus deutlich einfacheren Materialien und mit außenliegenden Gestängehülsen nur noch bei Zelten der einfachsten Qualität. Glasfasergestänge dieser Qualität neigen zum Splitterbruch. Dieser ist irreparabel, die scharfen Kanten einer zersplitterten GfK-Stange beschädigen gerne auch die benachbarten Gewebe des Zeltes. Der einzige Grund, warum diese Gestänge heute noch eingesetzt werden: sie sind billiger als selbst einfachste Alu-Gestänge. Von GfK-Gestängen sollte heute bei Zelten Abstand genommen werden.

2.1.1.2 Alu

Gestänge aus Alu-Legierungen sind heute der Standard bei Zelten der mittleren bis besten Qualität. Reines Aluminium wird nicht verwendet, es ist zu weich. Außer in der Legierung und damit der Materialgüte unterscheiden sich Alu-Gestänge noch im Durchmesser, in der Oberflächenbehandlung (Eloxierung oder unbehandelt) sowie in der Verarbeitung der Steckverbindungen: innenliegende vs. außenliegende Steckhülsen.

Je größer der Durchmesser der Gestänge, desto höher ist die Stabilität. Ein 11mm-Gestänge ist ca. 2,5* so biegestabil als ein 8,6mm-Gestänge. Natürlich ist es auch schwerer - es muß daher aus Gewichtsgründen genau abgewogen werden, welches Gestänge für eine Unternehmung ausreicht. Generell gilt, daß bei sehr guten Zeltkonstruktionen (Schnitt) mit sehr sauberen Verarbeitungen eher dünnerwandige und damit leichtere Gestängebögen verwendet werden können. Bei einigen Zelten mit solch dünnwandigen Gestängebögen gibt es aus Stabilitätsgründen interessante Lösungen mit Verspann-Systemen zwischen den Gestängebögen.

Die zur Zeit hochwertigsten Gestänge stammen vom amerikanischen Hersteller Easton Alloy und von DAC. Ursprünglich wurden die Aluhülsen für Sportpfeile hergestellt, der Einsatz für Zeltgestänge ist ein für die Firma lohnender Nebenmarkt.

Bezeichnung von Materialqualitäten bei Alu-Zeltgestängen

"7075 T9" als Beispiel ist eine technische Bezeichnung für eine Aluminium-Legierung. 7075 bezeichnet hierbei die Art der Legierung (relevant für Festigkeit und Steifigkeit), T9 die Art der Wärmebehandlung (Elastizität); die Skala reicht hier von T1 bis T10. Radsport-Spezialisten werden die Bezeichungen wiedererkennen - Spitzenräder haben heute Rohre aus Alu, mit ähnlichen Interessen wie bei Zeltgestängen.

T1 bis T4 sind elastisch, zu elastisch für Zeltgestänge, da unbeständig bei Sturm. T8/T9 sind extrem stabil, das Gestänge ist aber durch seine Steifheit sehr belastet - hier muß die Legierung extrem hochwertig sein, um leicht zu bleiben. Ein vernünftiger Kompromiß zwischen Stabilität, Gewicht und Preis ist der Typ T6.

In Korea gefertigte Gestänge (7001 T6) sind, wie die Gestänge europäischer Hersteller, von guter Qualität (7075 T6), die für die meisten Einsatzbereiche von Trekkingzelten ausreichend ist.

Hochwertige Gestänge werden durch eine Oberflächenbehandlung (Eloxierung, Lackierung) gegen Korrosion geschützt. Als Nebeneffekt gleiten sie durch die glattere Oberfläche besser in die Gestängekanäle, beim Hantieren mit den Stangen bekommt man keine schwarzen Hände durch Materialabrieb, und bei Kälte "kleben" die Finger nicht an den Stangen fest. Die Farbe der Eloxierung ist unwichtig, höchstens trocknen schwarz eloxierte Stangen etwas schneller. Eloxierung ist aus ökologischen Gründen umstritten, eine Klarlacklackierung ist nur schwer zu erkennen.

2.1.1.3 Gestänge aus Kohlefasern / Titan

sehr interessante technische Lösungen, die aber noch nicht zur Serienreife gelangt sind. Gestänge aus diesen Materialien dürften noch ein gutes Stück leichter sein als Alugestänge. Es gibt einige Hersteller, die mit diesem Material experimentieren. Gute Kohlefasergestänge machen ein Zelt teurer.

2.1.2 Aufbau der Gestängesegmente /-bögen

Die einzelnen Elemente eines Gestängebogens sollten mit einer unter leichter Spannung stehenden Gummilitze verbunden sein. Dadurch müssen die Gestängesegmente beim Zeltaufbau nicht einzeln zusammengesucht werden, es können keine Segmente verloren gehen, und im Prinzip stecken sich die Stangen durch den Zug der Gummilitze durch einfaches Schütteln selbst zusammen. Darauf sollte aber besser verzichtet werden, da hierbei Scharten an den Hülsen entstehen können, die beim Einführen in Gestängekanäle am Gewebe "schmirgeln".

Beim Zusammenstecken der Segmente zu einem Bogen muß unbedingt darauf geachtet werden, daß die Hülsen "fugenlos" zusammenstecken, sonst kann durch die enormen Hebelkräfte auch die beste Stange an der Verbindungshülse aufplatzen (bei guten Gestängen ist diese durch Nachlässigkeit verursachte Schadstelle nahezu die einzig mögliche Schadensmöglichkeit) - siehe auch weiter unten.

Bei einfachen Zelten sind die Enden der Gummilitze in den Endsegmenten des Gestängebogens oft mittels einer Drahtschlinge an einer verengten Stelle des Segments festgeklemmt. Das ist für einen eventuell notwendigen Segmentaustausch sehr ungünstig, häufig muß dann die Gummilitze durchschnitten und später wieder verknotet werden. Bessere Gestänge haben spezielle Einsätze an den Endsegmenten, an denen die Litze durch leicht erreichbare Knoten befestigt ist.

Gute Gestänge haben innenliegende Gestängehülsen, d.h. die Oberfläche eines zusammengesteckten Gestängebogens ist glatt (siehe die unteren ineinandergesteckten Segmente auf dem Bild unten), kann leichter und materialschonender in Gestängekanäle eingeführt werden.

Ein schwachpunkt bei allen Gestängen mit Hülsen-System sind die Hebelkräfte, die bei nicht vollständig ineinandergeschobenen Hülsen die Segmente aufsprengen können, sowie die "Körnerpunkte", an denen die Hülse in dem Segment, in dem sie steckt, festgekörnert ist (deutlich im Bild zu sehen).

Um das Jahr 2000 gab es immer mehr Gestänge "ohne Gestängehülsen": hier erweitert sich ein Segment an einem Ende so stark, dass das Nachbarsegment geschoben werden kann. Innen ist ein "Stopper" in der Hülse integriert.


Vorteile sind: a) geringeres Gewicht (da die Hülsen entfallen) und b) höhere Stabilität.
Beim Bild oben ist die Verdickung am besten beim unteren Segment zu sehen. Man muss aber schon sehr genau hinschauen...
Dieser Stangetyp hat sich wohl nicht so recht bewährt, zumindest die Firma DAC ist stillschweigend wieder zum konventionellen Innenhülsendesign zurückgekehrt... .

Reparaturhülsen mit einem etwas größeren Durchmesser als das Zeltgestänge werden bei einem Gestängebruch über die Bruchstelle geschoben und mit Klebeband fixiert. Die beschädigte Stange wird dadurch "geschient" und kann bis zu einem möglichen Austausch des beschädigten Segments weiter benutzt werden. Damit nicht auch hier wieder die Hebelkräfte wirken können, darf der Durchmesser der Reparaturhülse nur so groß sein, daß sie gerade über die Stange passt, sie muß auf jeder Seite wenigstens 3 cm über die Reparaturstelle hinausgehen.

2.2 Außenzelt-Gewebe

Das Außenzeltmaterial ist das am stärksten beanspruchte Material des Zeltes, da den Witterungselementen ausgesetzt. Entsprechend hoch sind die Ansprüche an das Material: es soll so wasserdicht und reißfest als möglich sein, den UV-Strahlen lange standhalten und unempfindlich gegen Hitze, Kälte und Feuchtigkeit sein.

Außenzelte bestehen bei Trekkingzelten heute i.d.R. aus Nylon (Polyamid)- oder Polyestergeweben.

2.2.1 Polyamid

Nylon hat grundsätzlich drei gravierenden Nachteil: das Material dehnt sich bei Nässe, wodurch das Zeltgewebe durchhängt, eventuell an das Innenzeltgewebe kommt und nachgespannt werden muß..

Die UV-Beständigkeit ist geringer als bei Polyester und die Reißfestigkeit ist geringer.

Diese grundsätzlichen Probleme sind durch entsprechende Verarbeitung und Ausrüstung der Gewebe (Rip-Stop Nylon, UV-Stabilisatoren, doppelseitige Beschichtungen ...) heute bei guten Materialqualitäten behoben.

Nylon ist im Urzustand leichter als Polyester. Jedoch kann der Effekt durch eine entsprechende Beschichtung wieder aufgehoben werden.

Nylon ist sehr scheuerbeständig, weshalb es bei den meisten Trekkingzelten, auch solchen die vorwiegend aus Polyester gefertigt wurden, im Boden eingesetzt ist.

Das zur Zeit beste erhältliche Material für Nylon-Aussenzelte (oder überhaupt ?) ist Silikon High Tenacity Ripstop-Nylon von Carrington.

2.2.2 Polyester (PE)

Polyester ist reißfester als Polyamid und nicht anfällig gegen UV-Strahlung. Es nimmt weniger Feuchtigkeit auf als Nylon, trocknet daher schneller bzw. ist leichter, wenn das Zelt nass verpackt werden muß. (Vergleiche gelten für Grundmaterialien, nicht für bearbeitete/ausgerüstete Materialien).

Polyester ist ein relativ "lautes" Material, d.h. ein lockeres Zeltgewebe kann bei Wind "knattern".

2.2.3 Baumwolle (BW)

Wird heute nur noch für Campingzelte und traditionelle Zelte (s. Lavuu) verwandt. Baumwolle ist schwer, nimmt Feuchtigkeit auf, ist dann noch schwerer, darf bei Regen nicht berührt werden (sonst näßt der Regen an dieser Stelle durch, bis das Material wieder getrocknet wurde), trocknet langsam und schimmelt schnell, wenn man es naß verpacken muß.

Vorteile: ist ein "natürliches" Material, nimmt (z.B. Kondens-) feuchtigkeit auf, hat daher einen relativ trockenen Griff auch in feuchtem Zustand, ist "atmungsaktiv“, wird bei Regen wasserabweisender (Fäden quellen auf), Funkenflug vom Lagerfeuer brennt keine Löcher ins Gewebe, kann nachimprägniert werden (wird aber maximal „wasserabweisend“, nie wirklich „wasserdicht“ lt. DIN-Norm - bei vorsichtigem Umgang aber ausreichend).

2.2.4 Gore Tex (und verwandte Materialien)

Ist ein teures Material für Spezialzelte. Für normale Trekkingzelte nicht nur des Preises wegen nicht geeignet, sondern auch, da das Funktionsprinzip der Gore-Membran hier nicht wirkt. GoreTex-Zelte (eigentlich Zelte mit einer Wand aus einem GoreTex-Laminat = GoreTex-Membran auf Trägergewebe auflaminiert) werden bei Hochexpeditionen und Extrembergsteigern eingesetzt.

Bei Biwaksäcken gibt es i.d.R. einen größeren Temperatur-unterschied / Sättigungsunterschied zwischen innen und außen. Daher funktioniert der Wasserdampfausgleich hier wieder, bei Biwaksäcken ist GoreTex sinnvoll einzusetzen.

2.3 Innenzelt

Das Innenzelt hat zwei Aufgaben: die Schaffung eines Thermoeffekts und Komfort (s.o.: Doppeldachzelte). Es wird aus einem leichten, wasserdampfdurchlässigen Gewebe gefertigt - der im Innenzelt entstehende Wasserdampf geht durch das IZ-Gewebe hindurch und kondensiert am Außenzelt. Gegen Tropfwasser vom Außenzelt ist das Innenzeltgewebe meist imprägniert (nicht beschichtet).

Das Innenzeltgewebe ist heute meist ein Nylongewebe. Früher gab es auch Baumwoll-Mischgewebe. Diese fühlten sich "trockener" an (auch, wenn sie es nicht waren), ergaben angeblich ein angenehmeres Innenzeltklima. Nachteilig waren ihr höheres Gewicht, nochmals erhöhtes Gewicht in feuchtem Zustand, ihr deutlich längerer Lüftungs-/Trocknungsbedarf, und ihre höhere Anfälligkeit für Schimmel, wenn naß verpackt.

Einige Spezialzelte haben ein Innenzelt aus Moskitogewebe. Das ist aber nur in warmen Gegenden nützlich, da hierbei der Thermoeffekt der Doppeldachkonstruktion beinahe ganz entfällt, kalter Wind ungehindert das Innenzelt zugig auskühlt, und vom Außenzelt heruntertropfendes Kondenswasser leichter ins Innenzelt gelangen kann.

Der Boden des Innenzeltes, und damit des Gesamt-Zeltes, besteht aus ähnlichen Materialien wie das Außenzelt. Das hier eingesetzte Material ist häufig stärker, da der Boden stärkeren mechanischen Belastungen als das restliche Zelt ausgesetzt ist. Auch die Wasserdichte-Beschichtung (s.u.) ist meist nochmals deutlich stärker als beim restlichen Zelt. Grund: wenn Wasser unter das Innenzelt gelangt, erhöht das Gewicht der im Zelt befindlichen Personen und des Gepäcks den auf das Gewebe wirkenden Wasserdruck um ein Mehrfaches. Einige Zelte haben einen Boden, der aus auf ein Trägermaterial auflaminierter Folie besteht, als noch effektiveren Schutz gegen Bodenfeuchte, als ihn eine auch hochwertige Gewebebeschichtung bieten kann, Wenn am Boden konstruktionsbedingt eine Naht verläuft, muß diese sehr sorgfältig abgedichtet sein.

Der Boden ist rundum einige cm hochgezogen (Bodenwanne), für den Fall, daß das Zelt einmal im Wasser zu stehen kommt.

2.4 Beschichtungen / Wassersäule

Gewebe, so auch Zeltgewebe, können per se nicht wasserdicht sein -Stichwort: Maschen. Um ein Gewebe dennoch "dicht" zu bekommen muß es beschichtet werden. Beim Zelt müssen Außenzeltgewebe und das Gewebe des Bodens beschichtet werden. Innenzeltgewebe werden nicht beschichtet, sondern nur wasserabweisend imprägniert (s.o.).

Die Beschichtung des Zeltgewebes ist starken Belastungen ausgesetzt: beim aufgebauten Zelt Spannungen durch Dehnung des Trägermaterials aufgrund Abspannung oder Sturm, Verschleiß durch die in Zeiten des Ozon-Lochs immer stärker werdende UV-Strahlung, allgemeine Witterungseinflüsse, "Schmirgel" durch Flugsand und Staub. Beim zusammengelegten Zelt wird die Beschichtung durch Knick- und Scheuerbelastungen strapaziert.

Ein Gewebe ist durch Beschichtung niemals wirklich 100%-ig wasserdicht zu bekommen, höchstens durch aufwändige und sehr gewichtige Laminierung mit geeigneten Materialien. Bei Leichtgewichts-Trekkingzelten wird beim Material ein Kompromiss gesucht aus: niedriges Materialgewicht / möglichst große Wasserdichte.

Das Maß der Wasserdichte wird aus Gründen der Vergleichbarkeit mit einem Labormaß angegeben: "mm Wassersäule", d.h. : eine Wassersäule von x-mm Höhe kann in einem Meßzylinder auf einer Materialprobe errichtet werden, bevor Wasser beginnt durch das Gewebe zu dringen.
Die DIN-Norm legt eine Wassersäule von 1.500mm fest, ab welcher ein Gewebe als "wasserdicht" bezeichnet werden darf. In der Praxis wird dieser Druck schnell überschritten: beim Außenzelt z.B. bei einem Gewitter-Platzregen, vor allem aber beim Bodengewebe durch das Gewicht der Zeltinsassen.

Beschichtungen altern im Laufe der Zeit, das Gewebe wird weniger resistent gegen eindringendes Waser. Deshalb ist es gut, wenn ein neues Zelt einen deutlich höheren Wassersäulenwert als das Minimum von 1.500 mm WS hat, es hat dann noch "Reserven".
Silikon-beschichtete Zelte behalten den ursprünglichen Wasserdichte-Wert deutlich länger als PU-beschichtete.

Die Fixierung auf die Bedeutung des Wassersäule-Wertes ist ziemlich auf Deutschland beschränkt - ausländische Hersteller machen in ihren Heimatgebieten hierzu keine Angaben, sprechen nur von "wasserdicht", und sind völlig von der deutschen Sucht nach hohen Meßwerten überrascht.
"Bombensichere" Beschichtungen mit Wassersäulewerten von 6.000mm und mehr hören sich gut an, sind in der Praxis (ausser ev. bei Bodenmaterialien) aber nicht realistisch hoch, und sie machen das Zeltgewebe deutlich schwerer. Bei Ultaleicht- und Leichtzelten sind deshalb Werte von 3.000-4.000mm üblich.

2.4.1 PVC (Polyvenylchlorid), PAC

Billiges Material für Beschichtung, als Laminat absolut wasserdicht. Bei Camping-Steilwandzelten auch heute noch gerne für Böden verwendet, kommt das Material bei Trekking-Leichtzelten allein aufgrund des sehr hohen Gewichts nicht zum Einsatz (Ausnahme: Macpac hat eine Leichtausführung im Programm). Bei Temperaturen von knapp über 0º C und vor allem unter dem Gefrierpunkt wird PVC unelastisch, sogar völlig steif und bruchanfällig. Unelastische PVC-Beschichtungen können sich vom Trägergewebe ablösen. Auch aus ökologischen Gründen ist PVC umstritten

2.4.2 PU (Polyurethan)

Für Beschichtungen gut geeignet, daher heute sehr verbreitetes Material für Zelt-Materialbeschichtungen. PU ist elastisch und kältebeständig.

2.4.3 SI - Silikon

ist ebenfalls sehr gut für Zelt-Beschichtungen geeignet. Silikon kennt jeder aus dem Baubereich als durchsichtige elastische Paste. Auf ein Gewebe aufgetragen soll SI als Nebeneffekt neben der Funktion „Abdichtung“ auch die Reißfestigkeit, Weiterreißfestigkeit und UV-Stabilität des Trägermaterials erhöhen.

Einige Zelthersteller verwenden für Ihre Aussenzelte eine Kombination der beiden vorgenannten Beschichtungsmaterialien. Meist dann außen SI, innen PU. Nebeneffekt bei Nylon-Außenzelten: das Zeltgewebe wird nicht nass, die Längung des Gewebes bei Nässe mit allen dadurch verursachten Problemen / Lästigkeiten entfällt.

2.4.4 Alu

Aluminiumbeschichtung oder besser "Bedampfung" hat nichts mit Wasserschutz zu tun. Alubedampfung außen auf dem Zeltmaterial soll das IZ bei Sonnenbestrahlung kühler halten, Alubedampfung innen auf dem AZ-Gewebe soll das IZ in kalter Umgebung wärmer halten. Alu-Bedampfungen werden bei hochwertigen Zelten heute nicht mehr verwendet, da das Trägergewebe bei der Alubedampfung an Stabilität einbüßt. Die aufgedampfte Alubeschichtung platzt außerdem leicht ab, oder sie bekommt Risse. Und schließlich bringt sie für eine Wasserdichte des Zeltgewebes nichts.

Heute haben nur noch Billigzelte eine Alubedampfung. Damit soll das Zelt optisch aufgewertet werden.

2.5 Nähte

Nähte sind der Schwachpunkt im Wasserschutz eines Zeltes, da beim Nähen Löcher im Gewebe entstehen. Durch hohe Nähgeschwindigkeiten bei der Zeltgewebeverarbeitung erhitzt sich die Nähnadel stark und "brennt" unnötig große Löcher ins Zeltgewebe. Langsame Nähgeschwindigkeiten mit womöglich noch aufwändig luft-gekühlten Nadeln (und damit nur kleinen Löchern) erfordern deutlich höheren Aufwand bei der Herstellung, sind deshalb nur bei teuren Zelten möglich. Deshalb müssen bei "normalen" Zelten die Nähte (eigentlich: die Nadellöcher) abgedichtet werden. In der Regel werden sie mit einem Nahtband (tape) abgeklebt. Dieses löst sich jedoch im Laufe der Zeit (in der Regel nach einigen Jahren) ab, spätestens dann muß die Naht mit einem Nahtdichter nachimprägniert werden. Eine Tube/Flasche Nahtdichter gehört deshalb unbedingt zum Zeltzubehör.

Da man zu Hause bei der Tour-Vorbereitung mehr Zeit hat, empfiehlt es sich, die Nähte des Zeltes schon zu Hause zu inspizieren und zu behandeln. Und das vor jeder Tour ! Auch die Nahtdichter altern, müssen ggf. jedes Jahr ersetzt werden.

Auf silikonbeschichtetem Gewebe halten keine Nahttapes. Hier müssen alle Nähe mit einem speziellen Nahtdichter behandelt werden. Bei Zelten mit aufwändigen Nahtverarbeitungen (Doppel-Kappnähte, langsames Nähen mit gekühlten Nadeln - s.o.) ist eine zusätzliche Nahtabdichtung nur in Ausnahmefällen und bei Extremeinsätzen nötig.

3 Zeltkonstruktions- und Ausstattungsdetails

3.1 Apsiden

heißen die vom Außenzelt geschützten, außerhalb des Innenzeltes gelegenen Räume, sie liegen meist vor den IZ-Eingängen. Selten gibt es Apsiden, die von innen mittels einer Art Durchreiche erreicht werden, im AZ aber keine Öffnung haben.

Apsiden sind ein wesentliches Konstruktionsdetail eines Zeltes. Je nach Konstruktion des Zeltes schützen sie die Innenzelteingänge vor Regen, erlauben geschützte Gepäcklagerung außerhalb des Innenzeltes oder ermöglichen eine witterungsgeschützte gemütliche Doppelkopfrunde mit den Zeltnachbarn. Nasse Schuhe und Kleidung brauchen nicht im Innenzelt gelagert zu werden, bei schlechtem Wetter kann unter Beachtung der gehörigen Vorsicht in der Apsis gekocht werden.

Apsiden tragen vor allem bei längeren Zeltaufenthalten zum Komfort bei. Einige Zelte haben eine extra-große Apsis, teilweise auch unterstützt von zusätzlichen Gestängebögen. Der Vorteil liegt auf der Hand: extra viel Platz für Gepäck, zum Aufenthalt bei schlechtem Wetter etc. Solche Zelte sind besonders sinnvoll bei Familienurlauben oder Winterunternehmungen.

Natürlich erhöhen aufwändige und extragroße Apsiden den Herstellungsaufwand (=> Preis) und das Gewicht des Zeltes. Und sie verstärken bei entsprechendem Klima die Bildung von Kondenswasser im Außenzelt. Bei einigen Zelten mit im Außenzelt hängendem Innenzelt kann das IZ teilweise bei Bedarf ausgehangen werden, und damit ein vergrößerter Aufenthaltsraum mit den Vorteilen einer vergrößerten Apsis improvisiert werden.

3.2 Eingänge

Generell sind 2 Eingänge besser als nur einer. Vorteile: die Belüftung des Zeltes wird wesentlich vereinfacht; es kann ohne Zeltumbau bei Sturm immer ein Eingang zu windabgewandter Seite genutzt werden; da i.d.R vor jedem Zelteingang eine Apsis liegt, ist mehr Apsidenraum vorhanden; speziell bei Querliegern hat jeder Zeltbewohner eine eigene Apsis mit Ausgang, es muß niemand über den Mitbewohner klettern um aus dem Zelt zu kommen.

Da jeder Eingang doppelt, nämlich an Innenzelt und Außenzelt vorhanden ist, mit Moskitonetz (am IZ) und Reißverschlüssen versehen ist, steigen Verarbeitungsaufwand, Preis und vor allem auch das Zeltgewicht mit der Zahl der Eingänge deutlich.

Die Konstruktion der Eingänge ist nochmal eine echte Herausforderung an die Zelthersteller. Während ein enger Schlaucheingang bei Extremzelten sinnvoll sein kann, gilt für Normal-Zelte: die Eingänge sollen funktional sein und sich leicht bedienen lassen.

"Funktionale" Eingänge sind groß und vor allem hoch genug, um sie ohne Akrobatik passieren zu können, sie sind dicht zu schließen (beim AZ gegen Regen, beim IZ gegen Insekten), und sie sind vor der Witterung geschützt.

(=>) Reißverschlüsse dürfen nicht hakeln, sich aber andererseits auch nicht selbstständig öffnen, auch nicht unter Belastungen wie z.B. Sturm. Sie müssen auch gegen Spannungsbelastungen ausreichend stabil sein, sollten beim Außenzelt entweder gegen eindringendes Regenwasser geschützt sein oder vom Schnitt her so liegen, daß eindringendes Regenwasser nicht aufs Innenzelt oder in die Apsis gelangt. Sowohl bei IZ wie auch AZ sollten die RV als Zweiwege-RV -teils auch mehrfach- ausgelegt sein, um die Eingänge möglichst variabel öffnen zu können. Eingänge und Apsiden sollten so geschnitten sein daß sie trotz Gepäcklagerung in der Apsis noch problemlos zu benutzen sind.

Schön sind Eingänge, die sich so öffnen lassen daß bei schönem Wetter ein Panoramablick möglich ist; noch schöner sind Eingänge, die auch bei Regenwetter wenigstens zum Teil offen bleiben können, ohne das IZ oder zu große Teile der Apsis dem Regen auszusetzen. Es ist heller im IZ und die Zeltinsassen sind nicht so gegenüber der Umgebung abgeschottet.

Bei einigen Zelten wird beim Öffnen des AZ-Eingangs das IZ der Witterung exponiert. Das kann bei Ultraleicht-Zelten konstruktionsbedingt sein. Dabei ist es dann aber in der Regel vorgesehen, daß das IZ z.B. durch Aushängen und zurückgenommen und vor dem Regen geschützt wirden kann. Gibt es diese Möglichkeit nicht, muß sich der Nutzer beim Ein- oder Ausstieg beeilen - es ist zu überlegen ob dieser Nachteil beim vorgesehenen Einsatzgebiet des Zeltes akzeptiert werden kann. Für Gebiete mit viel Regen gibt es sicherlich geeignetere Konstruktionen.

Innenzelteingänge werden in der Regel mechanisch nicht so strapaziert, daher brauchen die hier eingesetzten RV auch nicht so massiv zu sein. Bei vielen heutigen Zelten haben die IZ-Eingänge halbkreisförmige RV, bei denen das Eingangsmaterial nach unten kommt (und ggf. im Dreck landet...), etwas praktischer ist die Möglichkeit, das Zelttürmaterial zur Seite wegzubinden.

3.3 Reißverschlüsse

sind ein häufig unterschätzter Faktor für Komfort und vor allem Sicherheit beim Zelt. Sie sollen leicht zu bedienen und leichtgängig sein, sich aber andererseits nicht selbsttätig öffnen. Sie müssen vor allem beim Außenzelt auch extremen Querbelastungen standhalten - ein defekter RV kann in einem Sturm aus dem Zelt statt eines Sturmschutzes einen Windfang machen und es zerstören. Deshalb werden bei Extremzelten am AZ auch RV-Stärken von 10-12 verwandt.

Reißverschlüsse sind Verschleißteile, sie müssen gepflegt werden. Dazu gehört es, daß man beim RV-schließen immer mit der zweiten Hand einen Gegenhalt bildet. Mit einer Bürste (Typ"alte Zahnbürste") sollte in sandigen Gegenden der Schmirgelsand aus dem RV gebürstet werden. Mit etwas Stearin wird der RV-Läufer leichtgängiger.

Wenn der RV nicht mehr richtig schließt, kann es helfen, die Backen des Läufers mit einer Flachzange vorsichtig etwas zusammenzudrücken.

Wird das Zelt häufiger mit Handschuhen bedient, erleichtern spezielle RV-Anhänger oder einfach Reepschnurschlaufen an den RV-Läufern die Handhabung.

Wer ganz sicher gehen will, kann bei uns ein Info zur Reparatur von Reißverschlüssen bekommen, sowie Ersatzteile für die üblichen Standard-RV.

3.4 Moskitonetze

sind ein Muß für jedes Zelt, das nicht ausschließlich nahe oder unter der 0°C-Grenze benutzt wird. Sie sind nicht nur wichtig gegen Mositos, sondern auch gegen Invasionen aller anderen Arten von fliegenden, kriechenden oder krabbelnden Insekten: Ameisen, Knots, Kriebelmücken, Moskitos, Sandflies, Raupen etc.

Das Moskitonetz muß sehr feinmaschig sein, manche sogenannte Moskionetze taugen nur gegen Insekten der Größe "Stubenfliege". Das Netz muß den Innenzeltraum sicher schützen.
Wenig sinnvoll ist ein Netz, dessen Reißverschlüsse nicht wirklich dicht abschließen, ein Witz ist ein Netz im Eingang, das innen vor dem (gegen Luftzug gedachten) Eingang aus IZ-Material liegt, und das geöffnet werden muß, um die Lüftung über den Eingang zu regulieren... . Ein Detail, das übrigens auch bei Spitzenzelten aus US-Produktion so ist - sinnvolle Erklärung fällt dem mitteleuropäisch denkenden Hirn nicht ein (gerne Info an den Autor).

Moskitonetzeinsätze in den Lüftern des Außenzeltes bringen kaum Nutzen, behindern stattdessen die Entlüftung des Zeltes. Hier kann leicht das Gewicht des Zeltes "getunt" werden... .

3.5 Lüfter

sollen helfen, das lästige Kondenswasserproblem zu reduzieren, indem sie der feuchten warmen Luft aus dem Zeltinnenraum einen Abzug bieten.
Damit sie möglichst optimal funktionieren, sollten sie groß genug sein, eventuell durch zusätzliche Konstruktionsdetails wie GfK-Bögen offengehalten werden. Sie sollten möglichst hoch am Zelt gelegen sein (da die feuchte warme Luft aufsteigt). Sie sollten verschließbar sein, damit Wind keinen Regen oder Schnee hineinblasen kann. Sie sollten beim Zeltaufbau in die Windrichtung ausgerichtet werden. Der Kamineffekt (feuchte warme Luft nach oben aus dem Zelt entweichend) kann nur funktionieren, wenn vom unteren Zeltbereich frische Luft nachgesogen werden kann. Bei Windstille funktionieren Lüfter nur noch über diesen Kamineffekt. Moskitonetzeinsätze in Lüftern bringen gegen Moskitos eigentlich nichts, sie stören aber eine vernünftige Lüftung.

3.6 Wäscheleinen

im First des Innenzeltes haben viele Zelte. Sie sind weniger wirklich zum Wäschetrocknen gedacht (außer vielleicht Socken o.ä.), vielmehr für (Kerzen-) laternen, Taschenlampe o.ä.
Gewichtsfanatiker können hier wieder einige Gramm tunen... .

3.7 Seitentaschen

sind im Gegensatz zu Wäscheleinen ein sinnvolles Ausstattungsdetail. Sie nehmen Kleinzeug auf, das wichtig ist und vor Verlust, langer Suche oder Beschädigung geschützt sein soll: Geld, Schreibzeug, Brille, Taschenlampe etc. Nützlich ist es, wenn jeder Zeltbewohner wenigstens eine derartige Tasche zur Verfügung hat. Für einige Kuppelzelte gibt es zusätzliche Netztaschen für den Zelthimmel zum Einhängen.

Weiter geht es mit dem Unterpunkt 3.8 Farben bei : Zeltinfo_gross_Fortsetzung


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